Freitag, 6. Mai 2011

Rede von Marcus Kettel zur Finissage am 27.04.2011

Guten Abend meine Damen und Herren,
liebe Kunstfreunde und Künstler!

Schön, dass Sie heute so zahlreich zur FINISSAGE der Ausstellung „Transformationsprozesse“ gekommen sind.

Zuerst möchte ich mich beim Förderkreis Bildender Künstler Württemberg, sowie bei Hartmut Haker, Rene Sanders und Karim Allawahla für deren Mitarbeit bedanken.

Vielen Dank auch an unsere Sponsoren dem Württembergischen Kunstvereins und ppm Print- und Präsentationsmedien Stuttgart für deren Materialunterstützung.

Ein besonderes Dankeschön an das Engagement der beteiligten Künstler La Fura dels Baus, Ea Bertrams, Frank Fierke, Tae-kyun Kim, Alfons Koller, Min-Seob Ji, Jangyoung Jung, Anahita Razmi und Zenit&Nadir, ohne die diese Ausstellung in dieser besonderen Art und Weise gar nicht zustande gekommen wäre.

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Nach der Ausstellung „urbane-visionen“ 2010, dem performativen-interaktiven Projekt „Humane Visionen“ mit Alexandra Mahnke und Aleksandar Nesic zu Beginn diesen Jahres, ist das bereits das dritte von mir initiierte und kuratierte Ausstellungsprojekt im KUNSTBEZIRK: Dieses mal zum aktuellen Thema der Veränderungstendenzen des geltenden Fortschrittsbegriffes.

Die Ausstellung im KUNSTBEZIRK sahen innerhalb der kurzen Ausstellungslaufzeit von nur dreieinhalb Wochen über 600 Besucher.

Wir bekamen sehr viele positive Reaktionen, wobei besondere Bemerkungen und Komplimente, wie Documenta-Niveau mich natürlich besonders gefreut haben, da ich Jan Hoets Anspruch weiter nachkommen möchte, einerseits den Kunstbegriff und die Kunstvermittlung zu erweitern, als auch wie er erstklassige Kunst von internationalem Rang mit regionaler Kunst in guter Qualität zu verbinden.

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Ein Freund von ihm aus Belgien hat die Ausstellung letzte Woche besucht und war begeistert.

Genauso lobte Carlus Padrissa, der Direktor der Theatergruppe „La Fura dels Baus“ mein Ausstellungskonzept mit der erweiternden Form zwischen bildender und darstellender Kunst, den ich kürzlich in Köln traf.

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Das Vernissagen-Programm, mit einer klassischen Opern-Performance begonnen und im elektronischen Sampling-Verfahren von Zenit&Nadir mit ihrem neuen Projekt „Mad Womens Vision“ fortgeführt, sorgte genauso für Begeisterung,

wie das weitere Rahmenprogramm der „Faustischen Kunstvermittlung“ mit der Performance zur Langen Nacht der Museen von Hartmut Haker via Skype (um hier auch das Fortschrittsphänomen der Synchronizitätsfähigkeit der modernen Medien auszuleuchten) und mir,

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genauso wie die Erläuterung der Chaos-Theorie in der Analyse des Ausstellungsmotivs eines Diagrammes des russischen Mathematikers Ljapunov von Hartmut Haker,

und dem anschließenden Film „Fausto 5.0“ von La Fura dels Baus gestern, der die Gefahr des Verlangens und Fortschreitens des modernen Menschen in der Ambivalenz zwischen faustischen und mephistolischen Polen auslotete.

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Und nun gehe ich noch einmal kurz auf das Entstehungskonzept der Ausstellung ein, bei dem es mich interessierte, die momentan zu beobachtende rasante Zunahme allseits bemerkbarer Wandlungsprozesse in Natur, Politik und Gesellschaft künstlerisch unter die Lupe zu nehmen.

Dies ist Anlass dafür, in dieser Ausstellung auf das weitreichende Thema „Fortschritt“ mit all seinen Ambivalenzen aufmerksam zu machen und die Menschen dafür zu sensibilisieren.

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Dabei fungierte der KUNSTBEZIRK über die dreieinhalb Wochen als eine Art Generator, um wie in der Eröffnungsrede ausführlich erwähnt, verschiedenartigste Prozesse bei den Besuchern auslösen zu können.

Hierbei war der Anspruch, sämtliche Aspekte des Themas durch verschiedene Medien abzudecken, die das Thema Fortschritt differenziert und kritisch reflektierten sowie poetisch darstellten.

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Spannende Zusammenhänge auf unterschiedlichen Ebenen mit organischen Verbindungslinien entwickelten sich und lösten anregende Diskussionen aus.

Für inhaltliche Fragen stehe ich Ihnen später und weiterführend über den Weblog gerne zur Verfügung.

Den ausführlichen Einführungsvortrag der Eröffnung können Sie ebenfalls dem Weblog http://aspektedesfortschritts.twoday.net entnehmen, wo Sie auch sämtliche Programmpunkte mit Erläuterungen, gesammelte Aspekte und Fotoimpressionen der gesamten Ausstellungszeit finden.

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Nach erfreulichen Berichten im Kunstmagazin Monopol, den Stadtmagazinen Lift und Reflect, ist von SWR2-Kultur ein Radio-Feature zum Ausstellungsthema geplant und wir freuen uns, bald den zweiten Teil zum Thema Fortschritt eventuell auch wieder in diesem wunderbaren und einzigartigen Forum des KUNSTBEZIRKS realisieren zu können.

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Besten Dank für Ihre Aufmerksamkeit und nochmal herzlichen Dank an die hervorragende Zusammenarbeit aller Beteiligten,

sowie an die aktive Mitarbeit der Besucher, deren Fortschritts-Aspekte Hartmut Haker und ich in einem Faust und Mephisto-Dialog gleich verkünden

und die sich dann in die Soundperformance des Projektes „Mad Womens Vision“ des Künstlerduos „Zenit&Nadir“ transformiert.

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Viel Spaß dabei jetzt, die Getränkebar wird nach der Performance wieder geöffnet, einen schönen Abend und herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!!!

Guten Abend, Dr. Faust!

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Faust (Hartmut Haker):
Einen schönen guten Abend!
Ich bin der virtuelle Forscher-Faust von der Langen Nacht der Museen, heute live hierher transformiert, und freue mich auf den Dialog mit Mephisto.
Was ist Fortschritt, Mephisto?

Mephisto (Marcus Kettel):
Fortschritt ist Verbesserung im Einklang mit der Natur. Und was ist für dich Fortschritt, Faust?

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Faust (Hartmut Haker):
Fortschritt ist mit offenen Augen sich an das Richtige erinnern und dann loslaufen.

Mephisto (Marcus Kettel):
Fortschritt müsste heißen, ein Gleichgewicht zwischen Bewahren und Verändern zu finden!

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Faust (Hartmut Haker):
t + 1.

Mephisto (Marcus Kettel):
Dekadenz!

Faust (Hartmut Haker):
Fortschritt ist die Welt verstehen lernen.

Mephisto (Marcus Kettel):
Fortschritt ist Verbesserung!

Faust (Hartmut Haker):
Fortschritt ist Kunst.

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Mephisto (Marcus Kettel):
Evolution vom niederen „Ego“ zum höheren Selbst.

Faust (Hartmut Haker):
Empathie!

Mephisto (Marcus Kettel):
Kein Rückschritt.

Faust (Hartmut Haker):
Die Auflösung aller konservativer Illusionen!

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Mephisto (Marcus Kettel):
Wenn die Menschen wieder näher zusammenrücken statt alle vor dem PC.

Faust (Hartmut Haker):
Solche Ausstellungen!

Mephisto (Marcus Kettel):
Wenn die Politik die Umwelt wieder in Ordnung bringt.

Faust (Hartmut Haker):
Fortschritt wäre für mich der Rückschritt zur Langsamkeit.

Mephisto (Marcus Kettel):
Gute Frage, die habe ich mir noch nie im Leben gestellt.

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Er geht zu den Zuhörern.

Mephisto (Marcus Kettel):
Und was meinen Sie?
Und du, Faust? Da stehst du nun, du armer Tor und bist so klug als je zuvor.

Faust (Hartmut Haker):
Ja, Fortschritt ist die Verwirklichung von Utopien! Oskar Wilde.

Mephisto (Marcus Kettel):
Endlich wieder zu begreifen, dass wir nur eine Erde haben. Dass wir ein Teil der Natur sind. Das ist Fortschritt!

Faust (Hartmut Haker):
Meine Zukunft!

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Mephisto (Marcus Kettel):
1. Wenn man die vergangenen Schritte bewusst getan hat,
2. den aktuellen Schritt dann tut,
3. wenn man die nächsten Schritte gehen kann und will.

Faust (Hartmut Haker):
Fortschritt ist …
Nächste Woche ein Zungenkuss!!!

Dienstag, 26. April 2011

FINISSAGE am Mittwoch, den 27.04.2011 um 20:00 Uhr

Liebe Kunstfreunde!

Hier das Programm der FINISSAGE:

Um 20:00 Uhr Resümee und Ausblick mit Marcus Kettel

anschließend Präsentation der gesammelten Fortschrittsaspekte der Ausstellungsbesucher in einem Faust-Mephisto-Dialog

und

eine Performance des Künstlerduos "Zenit&Nadir" mit Ihrem Sound-Projekt "Mad Womens Vision".

Die Getränkebar ist geöffnet und wir freuen uns auf Euch!

Marcus Kettel

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Montag, 25. April 2011

Filmvorführung „Fausto 5.0“ von La Fura dels Baus

Am Samstag, 23. April wurde nach dem Ljapunov-Vortrag der Film „Fausto 5.0“ von La Fura dels Baus gezeigt.

Dieser Film ist der letzte Teil der Trilogie über Faust der katalanischen Performance- und Theatergruppe.

Fausto ist ein Doktor der Medizin und führt ein langweiliges Leben ohne Träume.

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Er begegnet Santos (Mephisto), einen Mann mit übersinnlichen Kräften, der ihn mit den dunkelsten Abgründen seiner Persönlichkeit konfrontiert.

Santos bietet Fausto an, seine Träume in die Realität umzuwandeln.

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Auf der Reise mit Santos merkt Faust, dass die Transformation seiner Träume direkt in die Hölle führen können.

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Ljapunov-Vortrag von Hartmut Haker

Im Begleitprogramm erklärte der Mathematikfachmann Hartmut Haker am Samstag, 23. April anschaulich das Motiv der Einladungskarte und des Plakates der Ausstellung, das Ljapunov-Diagramm. Dabei leitete er mathematisch anhand dieses Diagrammes den Umsprung von geordneten zu chaotischen Zuständen her:

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Einen schönen guten Abend!

Mein Name ist Hartmut Haker.

Ich bin Mathematik-Fachmann und wurde eingeladen, Ihnen das Motiv der Einladungskarte und des Plakates dieser Ausstellung zu erklären.

Das Ljapunov-Diagramm, das Sie hier an der Wand sehen.

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Das Thema dieser Ausstellung ist absolut aktuell der „Fortschritt“, der unsere Welt bewegt.

Es herrscht allgemein der Glaube, dass sich die Gesellschaft mit dem Wissenszuwachs und den daraus resultierenden Technologien unaufhaltsam auf einen utopischen Zustand zubewegen werde.

Alles wird schneller, weiter und höher.

Sehen Sie hinter dem Pfeiler den „Burj Dubai“, das momentan höchste Hochhaus und aktuellste Fortschrittsymbol, über 850 Meter hoch. Der Fortschritt schreitet meterweise fort und versucht die alten Maßstäbe zu toppen.

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Bekanntlich hat jeder Fortschritt auch negative Auswirkungen. Aktuell an der Kernenergie, der Katastrophe in Japan, und der Gentechnik lässt sich die Ambivalenz des Fortschritts aufzeigen.

Und jetzt erkläre ich Ihnen den Umsprung von geordneten zu chaotischen Zuständen nach dem Ljapunov-Diagramm.

Die Chaostheorie deckt ganz erstaunliche Konstruktions- und Bewegungsprinzipien von Natur und Gesellschaft auf. Sie klärt darüber auf, warum Ordnung wie zufällig wieder in Unordnung umkippen kann.

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Ordnende Kräfte können auch Unordnung hervorrufen, und das um so mehr, je komplexer die zu ordnenden Systeme sind.

Die Chaosforschung kommt bei Systemen zur Anwendung, die chaotisches Verhalten zeigen können.

In der Medizin wird damit die Entstehung von Tumoren und der Ausfall bestimmter Hirnfunktionen beim Schlaganfall erforscht.

Auch Börsenkurse, Konjunkturentwicklungen und Erklärungen von politischen und wirtschaftlichen Krisen können mittels der Chaosforschung betrachtet werden.

Der russische Mathematiker Ljapunov hatte die Idee, ein Maß für das Chaos in einer Iteration zu entwickeln.

Iteration ist eine Methode, sich der exakten Lösung eines Rechenproblems schrittweise, aber zielgerichtet anzunähern.

Sie besteht in der wiederholten Anwendung des selben Rechenverfahrens, wie Sie gleich am Beispiel sehen können.

Die Ljapunov-Diagramme werden aus der gewöhnlichen logistischen Gleichung gewonnen, die mit einem Parameter p versehen ist.

xn+1 = p * xn * (1 - xn)

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Parameter sind nur für einen gerade betrachteten Fall konstant, für den nächsten Fall können sie aber variiert werden.

Der Parameter p wird bei jedem Iterationsschritt (xn+1) durch den vorherigen xn-Wert variiert.

Aus der Folge der iterierten Punkte xn kann nun der sogenannte Ljapunov-Exponent berechnet werden.

Dieser gibt an, ob die Punktfolge periodisches oder chaotisches Verhalten zeigt. Ist die Folge chaotisch wird der Punkt grau eingefärbt. Bei periodischem Verhalten hingegen ist die verwendete Farbpalette grün.

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Das Diagramm ist also sozusagen eine Landkarte, anhand der das dynamische Verhalten von Iterationsgleichungen betrachtet werden kann.

Am Beispiel der Berechnung der Geburtenrate, das heißt, wie viele Kinder eine Frau in ihrem Leben im Durchschnitt bekommt, möchte ich Ihnen die Entwicklung des Diagrammes zeigen.

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Weltweit beträgt die Geburtenrate im Schnitt 2,6 Kinder pro Frau.

In Entwicklungsländern liegt sie bei 4,8.

In den westlichen Ländern bekommt eine Frau nur 1,6 Kinder in ihrem Leben – das heißt, dass hier die Bevölkerung stetig sinken wird.

p ist immer eine positive Zahl, sie gibt die angenommene gedachte konstante Geburtenrate an.

xn ist dabei eine Zahl zwischen 0 und 1. Sie repräsentiert die Geburtenrate im Jahr n.

Die Zahl x0 steht also für die Startgeburtenrate(im Jahr 0). Für x0 nehmen wir x0 = 0,8 an. Das bedeutet eine Rate von 80 %.

In unserem Fall nehmen wir verschiedene p-Werte an, die die Entwicklung zum Chaos zeigen.

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Natürlich gibt es unendlich viele Kombinationsmöglichkeiten in der Annahme des p- und des x0-Wertes.

Nehmen wir einen p-Wert von 0,5 an, das heißt, die angenommene konstante Geburtenrate liegt bei 0,5, jede Frau bekommt nur 0,5 Kinder in ihrem Leben.

Dazu zeichne ich ein Diagramm, das noch nicht das Ljapunov-Diagramm ist. Dabei ist die x-Achse die Zeit, also die betrachteten Jahre. Die y-Achse ist xn, das heißt das Ergebnis der jeweiligen Iteration. Die erreichte Geburtenrate in jedem Jahr. Für x0 hatten wir 0,8 angenommen. Im Jahre null beträgt die Geburtenrate also 80 % von der angenommenen Geburtenrate p = 0,5.

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Folgende, sehr niedrige Ergebnisse kommen für die ersten vier betrachteten Jahre zustande:

x0 = 0,8, x1 = 0,08, x2 = 0,04, x3 = 0,02, x4 = 0,01

Der Trend bei dieser sehr geringen Geburtenrate geht dahin, dass nach einigen Jahren die Geburtenrate auf null sinkt, die Bevölkerung also aussterben wird.

Ljapunov hat angenommen, dass bei periodischem Verhalten, was hier der Fall ist – die Werte sinken gleichmäßig ab – Ordnung herrscht. Im Ljapunov-Diagramm würde für diese Punkte die Farbe grün gewählt werden.

Dazu zeichne ich das Ljapunov-Diagramm, wobei für verschiedene Fälle andere Formen entstehen, das Prinzip ist aber dasselbe.

Nun ist die y-Achse der xn-Wert des betrachteten Jahres und die x-Achse der xn-Wert des darauf folgenden Jahres. Ich trage alle Werte ein. Da für p = 0,5 Ordnung herrscht, sind alle errechneten Punkte grün.

Als Nächstes nehmen wir einen p-Wert von 1,5 an, das heißt, die angenommene konstante Geburtenrate liegt bei 1,5, jede Frau bekommt 1,5 Kinder in ihrem Leben.

Dazu zeichne ich wieder ein Diagramm mit der x-Achse als Zeit und die y-Achse ist xn, das heißt das Ergebnis der jeweiligen Iteration. Die erreichte Geburtenrate in jedem Jahr. Für x0 hatten wir 0,8 angenommen - die Geburtenrate liegt bei 80 % von der angenommenen Geburtenrate p = 1,5.

Folgende Ergebnisse kommen für die ersten fünf betrachteten Jahre zustande:

x0 = 0,8, x1 = 0,24, x2 = 0,27, x3 = 0,29, x4 = 0,31, x5 = 0,32

Der Trend bei dieser recht geringen Geburtenrate geht dahin, dass nach einigen Jahren die Geburtenrate auf einem geringen Stand gleich bleibt.

Auch hier liegt periodisches Verhalten vor – es herrscht Ordnung. Im Ljapunov-Diagramm wird für diese Punkte die Farbe grün gewählt.

Wieder trage ich die Punkte im Ljapunov-Diagramm ein. Nun ist die y-Achse der xn-Wert des betrachteten Jahres und die x-Achse der xn-Wert des darauf folgenden Jahres. Da für p = 1,5 Ordnung herrscht, sind alle errechneten Punkte grün.

Ab dem p-Wert von 3,57 an, das heißt, die angenommene konstante Geburtenrate liegt bei 3,57, jede Frau bekommt 3,57 Kinder in ihrem Leben, fängt das Chaos an. Die Erklärung liegt in der Unüberschaubarkeit von zu großen Systemen. Die Werte der betrachteten Jahre springen hin und her.

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Folgende Ergebnisse kommen für die ersten acht betrachteten Jahre zustande:

x0 = 0,8, x1 = 0,57, x2 = 0,88, x3 = 0,39, x4 = 0,85, x5 = 0,46, x6 = 0,88, x7 = 0,36, x8 = 0,82

Der Trend bei dieser recht hohen Geburtenrate geht dahin, dass die Werte der betrachteten Jahre hin und her springen.

Hier liegt chaotisches Verhalten vor. Im Ljapunov-Diagramm wird für diese Punkte die Farbe grau gewählt werden.

Über einem p-Wert von 3,57 setzt sich dieses chaotische Verhalten fort.

Wenn ich nun ungefähr im Diagramm die Grenze zwischen Chaos und Ordnung ziehe, ist ungefähr die Form des Ljapunovs-Diagramms zu erkennen. Wie gesagt, können für verschiedene Ausgangswerte und Fälle andere Formen des Diagrammes erreicht werden.

Im Ljapunov-Diagramm fällt auf, dass am Rand der Übergang zwischen geordnetem Verhalten und Chaos recht ausgefranst ist. In der Tat gibt es Regionen, in denen sich Ordnung und Chaos sehr nahe kommen.

Jedenfalls ist ersichtlich, dass bei Ausuferungen und fehlender Überschaubarkeit von Systemen Chaos entsteht.

Und so ist es auch mit dem Fortschritt. Ein höher, schneller, weiter mag zwar das Leben scheinbar erleichtern, kann aber, wie wir es in Fukushima und auch an unserem Hauptbahnhof sehen, zu unüberschaubaren Prozessen führen.

Das wars zum Chaos.

Vielleicht haben Sie dazu noch eine Frage an mich oder möchten etwas zum Chaos sagen.

Im Anschluss können Sie hier den Film „Fausto 5.0“ der freien, international bekannten katalanischen Performance- und Theatergruppe La Fura dels Baus erleben.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit und einen schönen Abend!

Dienstag, 12. April 2011

Begleitprogramm - "work in progress"

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Weiter im Begleitprogramm der Ausstellung geht es folgendermaßen:

Freitag, 15. April Kuratorenführung von Marcus Kettel um 17 Uhr

Samstag, 16. April Kuratorenführung mit Marcus Kettel um 17 Uhr

Samstag, 16. April erläutert Hartmut Haker um 18 Uhr die Ambivalenz des Fortschritts.

Anhand des Ljapunov-Diagramms aus der Chaos-Theorie, erläutert er den Umsprung von geordneten zu chaotischen Zuständen. Dieses Motiv wurde zur inhaltlichen Unterstützung des Themas für Einladungskarte und Plakat ausgewählt. Lassen Sie sich überraschen!


Freitag, 22. April Kuratorenführung mit Marcus Kettel um 17 Uhr

Freitag, 22. April Künstlergespräche mit Marcus Kettel um 18 Uhr

Samstag, 23. April Kuratorenführungen mit Marcus Kettel um 17 Uhr

Samstag, 23. April Filmforführung "Fausto 5.0" von La Fura dels Baus um 19 Uhr mit anschließender Diskussion


Mittwoch, 27. April FINISSAGE:

um 20 Uhr Resumeé und Ausblick mit Marcus Kettel und Präsentation der gesammelten Besucherergebnisse zum Thema "Fortschritt.

gegen 20:30 Uhr Sampling des Fort-Schritts in einer Abschlußperformance von Zenit&Nadir.

Dieser Blog wird über den Ausstellungszeitraum hinaus fortgeführt.
Nach Ausstellungsende ist ein Dokumentationskatalog geplant.

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Montag, 11. April 2011

fort-schreitende musen bei der LANGEN NACHT DER MUSEEN

Liebe Kunstfreunde,

nach einer Woche besuchten die Ausstellung bereits ca. 500 Besucher.

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Zur Langen Nacht der Museen strömten etliche in den KUNSTBEZIRK und das Begleitprogramm mit Hartmut Haker als alternder Faust via Skype und der schauspielerische Führung durch die Ausstellung mit Marcus Kettel, der sich von einem fragenden jungen Faust zu einem rätselnden Mephisto auf der Suche nach der langen Nacht der Musen verwandelte, wurde sehr gut angenommen.

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Folgende experimentelle Performance führten Marcus Kettel als Faust und fragender Mephisto und Hartmut Haker als gealterter Forscher-Faust via skype auf:

Faust (Marcus Kettel) steht am Eingang.

Faust (Marcus Kettel):
Des Lebens Pulse schlagen frisch lebendig,
Ich denke, die Tat ist alles, und nichts der Ruhm,
deshalb schreite ich fort und fort und fort...
Und frage mich, was eigentlich Fortschritt ist.
Ich weiß es nicht und muss es akzeptieren...
So ist es also, wenn ein sehnend Hoffen
Dem höchsten Wunsch sich traulich zugerungen
Erfüllungspforten findet flügeloffen,
Nun aber bricht aus jenen ewigen Gründen
Ein Flammen-Übermaß, wir stehn betroffen;

Faust (Marcus Kettel) geht zum "Burj Dubai" von Min-seob Ji.

Faust (Marcus Kettel):
Des Lebens Fackel wollten wir entzünden,
Ein Feuermeer umschlingt uns, welch ein Feuer!
Ist`s Lieb? Ist`s Hass? Die glühend uns umwinden,
Mit Schmerz und Freuden wechselnd ungeheuer,
So dass wir wieder nach der Erde blicken,
Zu bergen uns in jugendichstem Schleier.

Faust (Marcus Kettel) beginnt die Kunstvermittlung und geht zur Berglandschaft „we lost“ von Tae-kjun Kim und zum Monitor.

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Faust (Marcus Kettel):
Hinaufgeschaut! - Der Berge Gipfelriesen
Verkünden schon die feierlichste Stunde,
Sie dürfen früh des ewigen Lichts genießen
Das später sich zu uns hernieder wendet.
Jetzt zu der Alpe grüngesenkten Wiesen
Wird neuer Glanz und Deutlichkeit gespendet,
Und stufenweis herab ist es gelungen; -
Sie tritt hervor! - und, leider schon geblendet,
Kehr ich mich weg, vom Augenschmerz durchdrungen.

Faust (Marcus Kettel) geht zum Kabinett in der Mitte der Ausstellungsfläche (Zenit und Nadir).

Faust (Marcus Kettel):
Gehen Sie nach der Führung doch in das schwarze Mephisto-Kabinett der Medien von Zenit und Nadir und finden Sie heraus was Trug und Realität ist und berichten Sie mir, ob Sie die Wahrheit im Kabinett gefunden haben.

Faust (Marcus Kettel) steht vor der über dem Boden schwebenden Wolke.

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Faust (Marcus Kettel):
Sagt uns die Wolke die Wahrheit. Ist es der Bahnhof? Oder die Atomwolke?

Faust (Marcus Kettel) zeigt auf Alfons Kollers Bild.

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Faust (Marcus Kettel):
Zeigen uns die Farben die Atomgefahr, oder ist es die Transformation unserer Welt in digitale Codes?

Faust (Marcus Kettel) zeigt auf die digitale Helena von Alfons Koller.

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Faust (Marcus Kettel):
Da sehe ich den farbigen Abglanz des Lebens aus digitalen Chips gestaltet.
Erotische Seiten werden im Internet am meisten aufgerufen.
Das was die Menschen in der Realität vermissen, suchen sie hier.

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Hab' ich noch Augen? Zeigt sich tief im Sinn
Der Schönheit Quelle reichlichstens ergossen?
Mein Schreckensgang bringt seligsten Gewinn.
Wie war die Welt mir nichtig, unerschlossen!
Was ist sie nun seit meiner Priesterschaft?
Erst wünschenswert, gegründet, dauerhaft!
Verschwinde mir des Lebens Atemkraft,
Wenn ich mich je von dir zurückgewöhne! –
Die Wohlgestalt, die mich voreinst entzückte,
In Zauberspiegelung beglückte,
War nur ein Schaumbild solcher Schöne! –
Du bist's, der ich die Regung aller Kraft,
Den Inbegriff der Leidenschaft,
Dir Neigung, Lieb', Anbetung, Wahnsinn zolle.

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Wahnsinn!
Wo ist sie zu finden?
Die absolute Schönheit!
In der globalen Welt?
Ich glaube nicht!
Checken Sie sich ein, in die globale Welt.

Faust (Marcus Kettel) setzt die Kunstvermittlung fort und geht in den Raum mit der G10-Installation von Tae-kjun Kim.

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Faust (Marcus Kettel):
Ich bin nur durch die Welt gerannt.
Ein jed` Gelüst ergriff ich bei den Haaren,
Was nicht genügte ließ ich fahren,
Was mir entwischte ließ ich ziehn.
Ich habe nur begehrt und nur vollbracht,
Und abermals gewünscht, und so mit Macht
Mein Leben durchgestürmt, erst groß und mächtig,
Nun aber geht es weise, geht bedächtig,

Faust (Marcus Kettel) steht vor dem bubble von Frank Fierke.

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Faust (Marcus Kettel):
Wenn sich lau die Lüfte füllen
Um den grünumschränkten Plan,
Süße Düfte, Nebelhüllen
Senkt die Dämmerung heran,
Lispelt leise süßen Frieden,
Wiegt das Herz in Kindesruh,
Und den Augen dieses Müden
Schließt des Tages Pforte zu.
Wunsch um Wünsche zu erlangen,
Schaue nach dem Glanze dort!
Leise bist du nur umfangen,
Schlaf ist Schale, wirf sie fort!
Säume nicht, dich zu erdreisten,
Wenn die Menge zaudernd schweift!
Alles kann der Edle leisten,
Der versteht und rasch ergreift.

Faust (Marcus Kettel) zeigt zum bubble.

Faust (Marcus Kettel):
Sie sehen „Metamorphosis“ von La Fura dels Baus“.
Ich glaube, diese Sphäre hat mich plötzlich zu Mephisto transformiert.

Faust (Marcus Kettel) hängt das Jackett unter den Laptop und es kommt ein schwarzes T-Shirt mit einem roten Mephisto zum Vorschein.

Mephisto (Marcus Kettel):
Ich glaube, ich muss nach dem wahren Faust suchen.
Vielleicht finde ich ihn in der digitalen Welt!

Mephisto (Marcus Kettel) ist unruhig und geht an den Laptop und klappt ihn hoch. Skype ist eingeschaltet und Forscher-Faust (Hartmut Haker) mit Anzug, Krawatte, Hut, Sonnenbrille und Bart ist zu sehen.

Mephisto (Marcus Kettel):
Bist Du der Faust, der alles weiß? Was ist Fortschritt?
Faust! Wo steckst Du?

Forscher-Faust (Hartmut Haker):
Ich sitze hier im Max-Planck-Institut. Wie kann ich Dir helfen, Mephisto?

Mephisto (Marcus Kettel):
Faust, du wirst es wissen! Du kennst des Pudels Kern!

Forscher-Faust (Hartmut Haker):
Habe nun, ach! Philosophie,
Juristerei und Medizin,
Und leider auch Theologie!
Durchaus studiert, mit heißem Bemühn.
Da steh ich nun, ich armer Tor!
Und bin so klug als wie zuvor;
Und sehe, dass wir nichts wissen können!

Mephisto (Marcus Kettel):
Ich dachte, du weißt es. Liegst du auf dem Faulbett, Faust?

Forscher-Faust (Hartmut Haker):
Nein, Mephisto!
Werd ich beruhigt je mich auf ein Faulbett legen;
So sei es gleich um mich getan!
Die Wette biet ich!

Mephisto (Marcus Kettel):
Topp!

Forscher-Faust (Hartmut Haker):
Und Schlag auf Schlag!
Werd' ich zum Augenblicke sagen:
Verweile doch! du bist so schön!
Dann magst du mich in Fesseln schlagen,
dann will ich gern zugrunde gehn!

Mephisto (Marcus Kettel):
Bedenk es wohl, wir werden`s nicht vergessen.
Was ist Fortschritt, Faust?

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Forscher-Faust (Hartmut Haker):
Fortschritt wird als eine Änderung eines Zustandes definiert.
Der Begriff unterscheidet zwischen dem technischen, wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Fortschritt.

Mephisto (Marcus Kettel):
Was ist technischer Fortschritt?

Forscher-Faust (Hartmut Haker):
Unter technischem Fortschritt versteht man die Gesamtheit aller technischen Innovationen einer Kultur.

Mephisto (Marcus Kettel):
Faust, und was ist wissenschaftlicher Fortschritt?

Forscher-Faust (Hartmut Haker):
Wissenschaftlicher Fortschritt ist die Umsetzung der durch Naturwissenschaft gewonnenen Erkenntnis in technische Verfahren und Produkte.

Mephisto (Marcus Kettel):
Wir kommen der Sache näher, Faust!
Sag uns, und was ist eigentlich der gesellschaftliche Fortschritt?

Forscher-Faust (Hartmut Haker):
Gesellschaftlicher Fortschritt ist, dass mehr Menschen ein Leben in Würde, Freiheit und ohne Existenznot in einer intakten Umwelt führen können.

Mephisto (Marcus Kettel):
Für mich ist jeder Fortschritt ambivalent.

Forscher-Faust (Hartmut Haker):
Für mich auch!
Der Fortschritt, der unser Leben scheinbar verbessert, erzeugt immer neue apokalyptische Bedrohungen.
Fortschritt müsste heißen, ein Gleichgewicht zwischen Bewahren und Verändern zu finden.
Dann haben wir des Pudels Kern gefunden, Mephisto!

Mephisto (Marcus Kettel) klappt den Laptop wieder zu.

Mephisto (Marcus Kettel):
Ich glaube, der Faust hat Recht.
Ich muss mich in seine Richtung bewegen.

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Mephisto (Marcus Kettel) zieht das Jackett an (er transformiert wieder zu Faust).

Faust (Marcus Kettel):
Ich muss mich auf den faustischen Teil besinnen.
Wo ist der Pudel?
Verschwunden?
Ich sah ihn doch vorhin hier.

Faust (Marcus Kettel) geht in Richtung Tresen an den "x-rays" von Ea Bertrams vorbei.

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Faust (Marcus Kettel):
Ein Sumpf zieht am Gebirge hin,
Verpestet alles schon Errungene;
Den faulen Pfuhl auch abzuziehn,
Das letzte wär’ das Höchsterrungene.
Eröffn’ ich Räume vielen Millionen,
Nicht sicher zwar, doch tätig-frei zu wohnen;
Grün das Gefilde, fruchtbar; Mensch und Herde
Sogleich behaglich auf der neusten Erde,
Gleich angesiedelt an des Hügels Kraft,
Den aufgewälzt kühn-emsige Völkerschaft;
Im Innern hier ein paradiesisch Land –
Da rase draußen Flut bis auf zum Rand,
Und wie sie nascht, gewaltsam einzuschießen,
Gemeindrang eilt, die Lücke zu verschließen.
Ja! Diesem Sinne bin ich ganz ergeben,
Das ist der Weisheit letzter Schluss:
Nur der verdient sich Freiheit wie das Leben,
Der täglich sie erobern muss.
Und so verbringt, umrungen von Gefahr,
Hier Kindheit, Mann und Greis sein tüchtig Jahr.
Solch ein Gewimmel möcht’ ich sehn,
Auf freiem Grund mit freiem Volke stehn.

Zum Augenblicke dürft’ ich sagen:
Verweile doch, du bist so schön!
Es kann die Spur von meinen Erdetagen
Nicht in Äonen untergehn. –
Im Vorgefühl von solchem hohen Glück
Genieß’ ich jetzt den höchsten Augenblick.

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Man bekam zu hören, dass das Programm für einige bei der Langen Nacht nicht mehr "zu toppen" war.

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Die Ausstellung ist Dienstag bis Samstag von 15 bis 19 Uhr geöffnet.

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Am Samstag, den 16. April folgt um 18 Uhr der nächste Programmpunkt:

Hartmut Haker erläutert den Übersprung von geordneten Zuständen zu chaotischen indem er auf das Ljapunov Diagramm näher eingeht, das wir als Motiv für die Einladungskarte und das Plakat verwendeten.

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Wir freuen uns auf Sie und Ihre fortschrittliche Meinung!

Marcus Kettel

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Freitag, 8. April 2011

Lange Nacht der Museen am 09. April 2011

Liebe Kunstfreunde und Besucher der Langen Nacht,

morgen gibt es folgendes Programm mit Marcus Kettel:

um 19:30 Uhr und um 23:30 Uhr jeweils eine Kuratorenführung

um 20.30 Uhr und um 22:00 Uhr eine faustische Führung mit Gast Hartmut Haker via Skype

Die Getränkebar ist geöffnet und wir freuen uns auf Euer Kommen!

Marcus Kettel

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Mittwoch, 6. April 2011

Infotext TRANSFORMATIONSPROZESSE

TRANSFORMATIONSPROZESSE:
Aspekte des Fortschritts im Spiegel der Kunst (Teil 1)

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Die aktuelle von Marcus Kettel kuratierte interdisziplinäre Ausstellung im KUNSTBEZIRK, Galerie im Gustav-Siegle-Haus Stuttgart, beschäftigt sich im Hauptthema mit Transformationsprozessen des Fortschritts.

Dabei liegt der Schwerpunkt nicht auf einer Medienkunstausstellung im herkömmlichen Sinne, sondern darin, Veränderungsprozesse poetisch und kritisch zu beleuchten.

Es wurden neun künstlerische Positionen ausgewählt, die auf verschiedenen Ebenen teilweise auch ganz individuell die Ambivalenz des Fortschrittsbegriffs verdeutlichen.

Einige Künstler setzten sich mit den technischen, wissenschaftlichen Aspekten, wie Mobilität, Kommunikation, Architektur auseinander, andere mit dem Phänomen des gesellschaftlichen Begriffs allgemein in dem sie metaphorisch auf Metastasen und eine sich ausdehnenden Blase hinweisen. Auch die zwischenmenschliche Kommunikation spielt bei vielen Arbeiten eine Rolle.

Die Ausstellung will den Besucher für diese Anzeichen sensibilisieren, ihm Anregung geben und ihn letztlich dazu bewegen, sich an gesellschaftlichen Diskurs über den aktuellen Fortschrittsbegriff zu beteiligen.


La Fura dels Baus verhandelt in ihren Theaterstücken die Themen Zivilisationsentwicklung, Zukunftsvisionen des modernen Menschen und Fortschrittsgläubigkeit.
Im Zentrum des linken Teils der Ausstellung sehen Sie eine Video- und Buchinstallation aus deren 25-jährigen Theatergeschichte sowie Ausschnitte der „Metamorphosis-Inszenierung“ auf die transparente Plastik-Blase von Frank Fierke projiziert.
Darin befindet sich auch das musikalische Instrumentarium der Künstlergruppe „Zenit&Nadir“, die „den bubble“ innerhalb der Ausstellungszeit prozessual bespielen werden. Ausser diesen Kollaborationen wird im Rahmenprogramm 23. April um 19:00 Uhr der Film „Fausto 5.0“ von La Fura dels Baus gezeigt.


Die Arbeiten von Ea Bertrams beschäftigen sich mit organischen Transformationen. Der menschliche Körper wird mit Hilfe moderner Computertomografieaufnahmen ihres Gehirns entschlüsselt und mittels Leuchtkästen (X-Rays), skulpturalen metastasischen Stoffobjekten und Projektionen installativ aufbereitet.

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Auf die pneumatisch betriebene Blase von Frank Fierke wird in Kollaboration mit La Fura dels Baus deren „großes Welttheater“ projiziert. Es entsteht eine Raumtransformation, die sich im fließenden Übergang zur Umgebung immer wieder verändert.

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Min-seob Ji führt durch einen Umkehrprozess das herkömmliche Fortschrittsdogma eines „immer schneller, weiter und höher“ ad absurdum, indem er das höchste Gebäude der Welt aus Wachs, den „Burji Dubai“, während der Ausstellungszeit schmelzen lässt.


In Jang-young Jungs Arbeit „Mass Communication Mutant“ filmt ein I-Phone in einer Kreisbewegung immer gleiche Kulissen ab, die durch die endlose „Wiederkehr des Gleichen“ die Möglichkeiten fortschrittlicher Kommunikationsmedien in Frage stellt.

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Tae-kyun Kims Arbeit „G10“ thematisiert die heutige Mobilität und überspitzt die Geschwindigkeitszunahme, indem er die 10 größten Flughäfen nebeneinander platziert und per Leuchtdioden discoartig interagieren lässt.
„WE LOST“ macht die Botschaft einer Naturlandschaft nur durch die Übertragung der Medien erfahrbahr.
Die Arbeit „Wolke21“ lässt Assoziationen zu einem stadtbekannten Thema aufscheinen, das sich wie eine Wolke in ständiger Transformation befindet.

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Gleich mit mehreren Arbeiten vertreten ist Alfons Koller, der digitale Welten in die analoge Welt transformiert oder gegeneinander ausspielt.
Die Werkgruppe „Virtual Reality“ formt in einer Umkehrung elektronischer Prozesse das Immaterielle zur Materie um - der Datenträger wird zum Bildträger.
In einer anderen Arbeit wird die Wikipedia-Definition des Begriffs „Kunst“ in ASCII-Codierung verwandelt.

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„Coincidential Tabledance“ von Anahita Razmi ist ein endloser Transformationsprozess von Begegnung und Nicht-Begegnung. Ein fortschreitender Zyklus der zufälligen Kombinationsmöglichkeiten des Zusammentreffens wird veranschaulicht.

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Die doppelseitige Videoinstallation von Zenit&Nadir behandelt unterschiedliche Perspektiven, Wahrheitsgehalt und Manipulierbarkeit der modernen Medien.
Dabei könnten folgende Fragen aufkommen: „Sieht man sich oder den Anderen beim Betrachten zu und sind wir dem was gezeigt wird völlig ausgeliefert?
Zur Finissage setzten Sie Ihr Soundprojekt „Mad woman’s vision“ fort und präsentieren die Weiterentwicklung ihrer Performance, die sie bei der vernissage zeigten.
.
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Zeitplan:

Vernissage – 2. April 2011 um 20.00 Uhr
Lange Nacht der Museen – 9. April 2011, 19.00 Uhr
Film „Fausto 3.0“ und workshop am 23. April um 19:00 Uhr
Finissage – 27. April 2011 um 20.00 Uhr

Weblog
http://aspektedesfortschritts.twoday.net

Auch Sie können einen Beitrag zur Ausstellung leisten!
Geben Sie uns Ihre Antwort auf die Frage: „Was ist Fortschritt?“ und werfen Sie diese in die Zettelbox. Zur Finissage wird man die Antworten auswerten und performativ präsentieren.

Ankündigung in der Zeitschrift Monopol: www.monopol-magazin.de

02.04.2011 - 27.04.2011
TRANS-FORM-A(K)TIONS-PROZESSE: Aspekte des Fortschritts im Spiegel der Kunst (Teil 1)

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Flyer zur Ausstellung "TRANS-FORM-A(K)TIONS-PROZESSE: Aspekte des Fortschritts im Spiegel der Kunst (Teil 1)", Kunstbezirk, Stuttgart
"Stuttgart, 25. Februar 2011
Als Fortführung der erfolgreichen letztjährigen Ausstellung '2010_urbane visionen' im KUNSTBEZIRK Stuttgart, fokussiert Kurator Marcus Kettel (der einst auf Jan Hoets Documenta IX assistierte) dieses Jahr das Thema Fortschritt. Dabei geht es vorrangig nicht um Robotik, Computer- und elektronische Kunst oder neueste Innovationen in den künstlerischen Medien, sondern um konzeptionell angelegte aktuelle künstlerische Reflexionen der Gesellschaft, durch die ein Spannungsfeld zwischen dem naturwissenschaftlichen und technischen Fortschrittsberiff erzeugt wird, um auch für den gesellschaftlichen Bereich des Begriffs Anregungen für die Besucher geben zu können.
Durch neun unterschiedliche künstlerische Positionen und Arbeiten verschiedenartigster Medien wie Malerei, Wandrelief, Collage, Skulptur sowie Raum- und Videoinstallation werden für die Ausstellungsbesucher interessante Erlebnisräume geschaffen. Die dabei entstehenden Dialoge zwischen den dialektischen Begriffspaaren Natur und Technik, Nähe und Distanz, offenen und geschlossenen Räumen, Realität und Fiktion sowie zwischen der analogen und digitalen Welt sollen dadurch intensiviert werden.
Aspekte des Fortschritts in Raum und Zeit wie Mobilität, Flexibilität, neueste Kommunikations- und Medizintechnologie sowie Architektur werden sowohl analytisch als auch poetisch hinterfragt.

Des Weiteren kann der Besucher während der gesamten Ausstellungszeit interagieren und selbst an der Ausstellung partizipieren, indem er sich mit der Beantwortung der Frage 'Was ist für Sie Fortschritt?' einbringt.
Zur Finissage werden die daraus resultierenden Ergebnisse im Begleitprogramm bekannt gegeben.

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Teilnehmende Künstler:

Frank Fierke
(www.CELTnKU.com)
Ea Bertrams
(http://www.ea-bertrams.com)
La Fura dels Baus
(http://www.lafura.com)
Min-Seob Ji Jangyoung Jung
(http://jangyoung.org)
Tae-kyun Kim
(http://www.taekyun.net)
Alfons Koller
(http://www.alfonskoller.de)
Anahita Razmi
(http://www.anahitarazmi.de)
Zenit&Nadir
(http://www.zenitundnadir.de)

Die Ausstellung wird am Samstag, den 2. April 2011 um 20.00 Uhr im KUNSTBEZIRK, der Galerie im Gustav-Siegle-Haus Stuttgart, eröffnet. Kurator Marcus Kettel wird eine kurze Einführung geben. Sowohl am Eröffnungsabend als auch zur Langen Nacht der Museen am 9. April in Stuttgart wird es Performances zum Thema geben."
(Pressetext: KUNSTBEZIRK | Galerie im Gustav-Siegle-Haus)

Vernissage am 02.04.2011 ab 20:00 Uhr

Eröffnungsrede von Marcus Kettel zur Vernissage

Vernissage der Ausstellung „TRANSFORMATIONSPROZESSE: Aspekte des Fortschritts im Spiegel der Kunst“ am 2. April 2011


Guten Abend meine Damen und Herren,
liebe Kunstfreunde, liebe Künstler!

Transformierte Rede von Marcus Kettel auf der Vernissage

Schön, dass Sie trotz des tollen Wetters so zahlreich zur Vernissage der Ausstellung „Transformationsprozesse: Aspekte des Fortschritts im Spiegel der Kunst“ gekommen sind.

Sie sehen mich heute in eine ungewöhnliche Umgebung transformiert: in eine Blase von Frank Fierke, auf die ich später noch genauer eingehen werde.

Zuerst möchte ich mich bei Herrn Dr. Hoffmann vom Förderkreis Bildender Künstler für die freundlichen Begrüßungsworte bedanken, sowie bei den Sponsoren „ppm“ und dem „Württembergischen Kunstverein“ für deren Material-Unterstützung.

Vielen Dank auch an alle beteiligten Künstler, sowie an meinen Assistenten René Sander und an Hartmut Haker.

Da momentan eine rasante Zunahme von Wandlungsprozessen in Natur, Politik und Gesellschaft zu beobachten ist, erschien es mir an der Zeit, verstärkt nach künstlerischen Positionen zu suchen, die dies in ihren Arbeiten auch im Hinblick auf den aktuellen Fortschrittsbegriff reflektieren.

Nach vielen Künstlergesprächen, intensiver Recherche zum Thema und etlichen Atelierbesuchen, kristallisierten sich neun vorwiegend konzeptionelle künstlerische Positionen heraus, welche die Ambivalenz des Fortschrittsbegriffs poetisch und kritisch veranschaulichen.

Mit ihren Reflexionen und Transformationen, bewegen sich die ausgestellten Exponate innerhalb des Spektrums des technischen, wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Fortschrittbegriffs. Aber auch auf persönlicher Ebene und in Alltagssituationen können Sie in dieser Ausstellungen interessante Aspekte entdecken.

(Im Motiv der Einladungskarte wird durch das „Ljapunov-Diagramm“ des russischen Mathematikers der Umbruch von geordneten Weiterent-wicklungen zu „chaotischen Zuständen“ dargestellt.)

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Nimmt man den Titel „Transformationsprozesse“ als Wortspiel auseinander, ergibt sich aus der Formfindung der Künstler im Ausstellungsraum ein Spannungsfeld, das den Betrachter mit einbezieht und aktivieren soll, um auch im gesellschaftlichen Bereich weitere Prozesse anzuregen.

Dabei soll der KUNSTBEZIRK auch als eine Art Generator fungieren, der diesen Spielraum ermöglicht.

Der Diskurs über den aktuellen Fortschrittsbegriff wird während der gesamten Ausstellungszeit mittels Kunstvermittlung sowie innerhalb eines workshops weiter intensiviert.

Jeder Besucher erhält von Beginn der Ausstellung an wieder die Möglichkeit, aktiv am Thema teilzunehmen, indem er seinen persönlichen Beitrag durch die Beantwortung der Frage „Was ist für Sie Fortschritt?“ beisteuern kann. Hierzu gibt es wieder eine „Zettel-Box“ neben dem Eingang in die Sie während der Ausstellungszeit und auch gleich heute die beantwortete Frage einwerfen können.



Nun zu den neun teilnehmenden Künstlern mit ihren Beiträgen:



Die freie, international bekannte katalanische Performance- und Theatergruppe La Fura dels Baus, die vor über 30 Jahren mit spektakulären interaktiven Aktionen und Vorstellungen bekannt wurde, verhandelt in ihren Theaterstücken die Themen Zivilisationsentwicklung, Zukunftsvisionen und Fortschrittsgläubigkeit.

Ausser der Kollaboration mit Frank Fierke und Zenit&Nadir im „Plastik-bubble“, sehen Sie hier im mittleren Teil deren Compilation aus 25-jähriger Theatergeschichte in einer Buch- und Videoinstallation.

Im Rahmenprogramm, das Sie ab nächster Woche auf dem Weblog dieser Ausstellung finden, wird der gesellschaftliche Aspekt des Fortschritts anhand des Filmes „Fausto 5.0“ gezeigt. Der genaue Termin wird noch bekannt gegeben.

La Fura diagnostiziert Zivilisationstransformationen im großen Welttheater.

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Ea Bertrams künstlerisches Schaffen, das Sie im vordernen Bereich sehen ist als „work in progress“ angelegt und zeigt Phantasiewesen aus Stoff, die sie mit digital bearbeiteten Computertomographie-Aufnahmen ihres Gehirns (den sogenannten „x-rays“) kombiniert und in Leuchtkästen ornamental und mosaikartig arrangiert. Zusätzlich projiziert Sie Filmsequenzen innerer Entwicklungen auf die Stoffwesen.

Bei Ea Bertrams Diagnose könnten Metastasen des Fortschritts zu Tage treten.

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Auf die pneumatisch betriebene Blase von Frank Fierke sehen Sie eine Projektion von La Fura dels Baus „Metamorphosis-Inszenierung“. Frank Fierke schafft organische Raumtransformationen, die sich im fließenden Übergang zur Umgebung durch Luftzufuhr immer wieder verändern.

Dabei thematisiert er die Inanspruchnahme, Veränderung, Transparenz und Begrenzung von Räumen.

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Min-seob Ji ist Student an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart und thematisiert in seiner Arbeit skurrile Situationen des Alltags und die Bedingungen des künstlerischen Schaffensprozesses allgemein.

Für die Ausstellung hat er den „Burj Dubai“ als das momentan höchste Hochhaus und aktuellste Fortschrittsymbol im architektonischen Bereich als Wachsmodell nachgebaut und lässt es im Laufe der Ausstellungszeit nach und nach schmelzen.

Seine Diagnose führt zu einem Umkehrprozess innerhalb des Fortschrittdogmas „schneller, weiter, höher“.

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Tae-kyun Kim zeigt in seiner Installation „G 10“ in der „black box“ nebenan Startbahn-Modelle der zehn weltweit größten Flughäfen nebeneinander und lässt sie mittels Leuchtdioden untereinander kommunizieren.

Mit der Aufhebung von Grenzen und Distanzen thematisiert er die Mobilitäts- und Geschwindigkeitszunahme als prägnantes Fortschrittsmerkmal unserer heutigen Zeit und führt in seiner Diagnose das Erreichen der Turbo-Geschwindigkeit Ad Absurdum.

In seiner Arbeit „Sign I“ im Eingangsbereich gilt es, die in eine natürliche Berglandschaft eingebettete Nachricht „we lost...“ zu enträtseln.
Die Botschaft kann aber nur durch eine Überwachungskamera von oben mittels moderner Medien eindeutig erkannt werden.
Dabei diagnostiziert er den Verlust unseres direkten Naturbezuges durch die moderne Zivilisationsentwicklung.

Als dritte Arbeit sehen Sie in der Mitte des Ausstellungsraumes ein bekanntes städtisches Tagesthema über dem Boden in Wolkenform schweben.
Dabei stellt sich die Frage ob die Wolke über dem Boden bleibt oder sich auflöst.

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Alfons Koller transformiert im gegenüberliegenden hinteren Bereich auf seinem Vorhang die Definition von Kunst in die digitale Welt in gelb schwarzer Farbe, was auch weitere höchst aktuelle Assoziationen auslösen könnte.

Im vorderen Bereich ist auf der rechten Seite ein gespiegeltes Motiv eines Familienausfluges zu sehen, der sich in einer Metamorphose nach und nach abstrahiert und auflöst.

In seiner Arbeit „virtual reality“ lässt er den Datenträger selbst zum Bildträger werden, indem er erotische Szenen aus dem Internet (als Zeichen der meist besuchten Seiten) mit Micro-Prozessoren reliefartig gestaltet und dazu LED beleuchtete Glasinstallationen arrangiert und diagnostiziert die Medienwelt als Chip-Peep-Show.

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Anahita Razmi verwendet in ihrer Arbeit hauptsächlich die Medien Fotografie und Video.

Ihre Doppel-Projektion „Coincidental Table Dance“, die Sie in der vorderen Koje auf dieser Seite sehen, besteht aus zwei übereinander gelagerten Videos, in denen jeweils ein dunkler Tisch steht. Durch zwei Handlungen am selben Objekt entstehen unendlich viele zufällige Begegnungen.

Der fortlaufende Zyklus der zufälligen Kombinationsmöglichkeiten des Zusammentreffens wird veranschaulicht.

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Jangyoug-Jungs Arbeit, die Sie in dieser Koje hier neben mir sehen, hinterfragt die moderne Mobilität.
Er hat eine Modell-Eisenbahn installiert und lässt einen Zug im Kreis fahren, dessen Geschwindigkeit eigentlich durch einen Transformator gesteuert wird. Als aktuellstes Kommunikationssymbol transportiert sie ein iPhone dessen Kamera die Fahrt durch die Modellandschaft filmt und auf den Laptop im Eingangsbereich live überträgt.
Dabei wird deren fortschrittliche Weiterentwicklung durch die „ewige Wiederkehr des Gleichen“ in einer Endlosschleife in Frage gestellt. Der bekannte französische Geschwindigkeitstheoretiker und Medienphilosoph Paul Virilio würde hier den rasenden Stillstand diagnostizieren.

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Das Künstlerduo Zenit & Nadir setzt sich aus dem Sound- und Videokünstler Aleksandar Nesic und der Tänzerin Alexandra Mahnke zusammen.

Mit ihren Arbeiten kritisieren sie die modernen gesellschaftlichen Entwicklungen und hinterfragen die örtlichen Gegebenheiten.
Sie beschäftigen sich mit Fiktionen und Trugbildern der modernen Medien.

In der Mitte der Ausstellung sehen Sie das von beiden Seiten begehbare Kabinett in dem sie die Manipulationsmöglichkeit der modernen Informationstechnologie aufzeigen.

Während der gesamten Ausstellungszeit werden sie den „bubble“ von Frank Fierke des Öfteren bespielen und zur Finissage die weitere prozessuale Arbeit zum Thema fortführen.

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Wir verharren auch nicht im durstenden Stillstand und eröffnen gleich wieder die Getränkebar .

Zunächst startet jetzt die musikalische Fortschrittsreise mit den Pavarottis: Stefania Kurtykian (Gesang) und Yulia Dragalova (am Piano) klassisch

und wird später gegen 22:15 Uhr mit der elektronischen Soundperformance des Projektes „Mad Womens Vision“ der Künstlergruppe Zenit und Nadir fortgeführt.

Zur Langen Nacht der Museen am 9. April wird es Führungen und ein Programm mit Überraschungsperformances und einem faustischen Wissenschaftler via Skype geben, der Ihnen bei der Entschlüsselung von ungelösten Fortschrittsproblemen zur Seite steht.

(Vielleicht kann uns der anwesende Gast aus dem All, den ich vorher kurz gesichtet habe, ja z.B. die digitalen Fortschrittscodes von Alfons Koller heute schon entschlüsseln. ...Wer weiß es?...

Zur Finissage am 27. April werden die während der Ausstellungszeit gesammelten Antworten der Besucher dann performativ präsentiert.


Einen wunderschönen Abend wünsche ich Ihnen

viel Spass jetzt mit den Pavarottis und herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

Die Ausstellung ist eröffnet!

Marcus Kettel
- Kurator -

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Dienstag, 5. April 2011

Infotext TRANSFORMATIONSPROZESSE

TRANSFORMATIONSPROZESSE:
Aspekte des Fortschritts im Spiegel der Kunst (Teil 1)

Die aktuelle von Marcus Kettel kuratierte interdisziplinäre Ausstellung im KUNSTBEZIRK, Galerie im Gustav-Siegle-Haus Stuttgart, beschäftigt sich im Hauptthema mit Transformationsprozessen des Fortschritts.

Dabei liegt der Schwerpunkt nicht auf einer Medienkunstausstellung im herkömmlichen Sinne, sondern darin, Veränderungsprozesse poetisch und sinnlich darzustellen.

Es wurden neun künstlerische Positionen ausgewählt, die auf verschiedenen Ebenen teilweise auch ganz individuell die Ambivalenz des Fortschrittsbegriffs verdeutlichen und alltägliche Fortschrittsphänomene transformieren.

Einige Künstler setzten sich mit den technischen, wissenschaftlichen Aspekten auseinander, wie Mobilität, Kommunikation, Flexibilität, Architektur auseinander, andere metaphorisch mit zwischenmenschlichen Aspekten.

Auch auf Gefahren wird assoziativ mit einer Metastase und einer sich ausdehnenden Blase hingewiesen.

Die Ausstellung will den Besucher für diese Anzeichen sensibilisieren, ihm Anregung geben und ihn letztlich dazu bewegen, sich an gesellschaftlichen Phänomenen des Fortschritts aktiv zu beteiligen.

trans-me1

La Fura dels Baus verhandelt in ihren Theaterstücken die Themen Zivilisationsentwicklung, Zukunftsvisionen des modernen Menschen und Fortschrittsgläubigkeit. Zusätzlich zur oben erwähnten Kollaboration gibt es eine Installation und im Rahmenprogramm wird der Film „Fausto 5.0“ gezeigt.

Die Arbeiten von Ea Bertrams beschäftigen sich mit organischen Transformationen. Der menschliche Körper wird mit Hilfe moderner Computertomografieaufnahmen ihres Gehirns entschlüsselt und mittels Leuchtkästen (X-Rays), skulpturalen metastasischen Stoffobjekten und Projektionen installativ aufbereitet.

P1030332

Auf die pneumatisch betriebene Blase von Frank Fierke wird in Kollaboration mit La Fura dels Baus deren „großes Welttheater“ projiziert. Es entsteht eine Raumtransformation, die sich im fließenden Übergang zur Umgebung immer wieder verändert.

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Min-Seob Ji führt durch einen Umkehrprozess das herkömmliche Fortschrittsdogma eines „immer schneller, weiter und höher“ ad absurdum, in dem er das höchste Gebäude der Welt aus Wachs, den „Burji Dubai“, während der Ausstellungszeit schmelzen lässt.

In Jang-Young Jungs Arbeit „Mass Communication Mutant“ filmt ein I-Phone in einer Kreisbewegung immer gleiche Kulissen ab, die durch die endlose „Wiederkehr es Gleichen“ die Möglichkeiten fortschrittlicher Kommunikationsmedien in Frage stellt.

Tae-kyun Kims Arbeit „G10“ thematisiert die heutige Mobilität und überspitzt die heutige Geschwindigkeitszunahme, in dem er die 10 größten Flughäfen nebeneinander platziert und per Leuchtioden discoartig miteinander interagieren lässt.
„WE LOST“ macht die Botschaft einer Naturlandschaft nur durch die Übertragung der Medien erfahr. Die Arbeit „Wolke21“ lässt Assoziationen zu einem stadtbekannten Thema aufscheinen.

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Gleich mit mehreren Arbeiten vertreten ist Alfons Koller, der digitale Welten in die analoge Welt transformiert oder gegeneinander ausspielt.
Die Werkgruppe „Virtual Reality“ formt in einer Umkehrung elektronischer Prozesse das Immaterielle zur Materie um - der Datenträger wird zum Bildträger.
In einer anderen Arbeit wird die Wikipedia-Definition des Begriffs „Kunst“ in ASCII-Codierung verwandelt.

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„Coincidential Tabledance“ von Anahita Razmi ist ein endloser Transformationsprozess von Begegnung und Nicht-Begegnung. Ein fortschreitender Zyklus der zufälligen Kombinationsmöglichkeiten des Zusammentreffens wird veranschaulicht.

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Die doppelseitige Videoinstallation von Zenit&Nadir behandelt unterschiedliche Perspektiven, Wahrheitsgehalt und Manipulierbarkeit der modernen Medien. Dabei werden reale Live-Erlebnisse mit inszenierten Ereignissen kombiniert und in Medieninstallationen und Videoprojektionen visualisiert.
Zur Vernissage präsentieren sie ein performatives Soundprojekt unter dem Namen „Mad woman’s vision“.



Zeitplan:

Vernissage – 2. April 2011, 20.00 Uhr
Lange Nacht der Museen – 9. April 2011, 19.00 Uhr
Workshop – siehe Bekanntgabe auf Web-Blog.
Finissage – 27. April 2011, 20.00 Uhr

Web-Blog
http://aspektedesfortschritts.twoday.net

Auch Sie können einen Beitrag zur Ausstellung leisten!
Geben Sie uns Ihre Antwort auf die Frage: „Was ist Fortschritt?“ und werfen Sie diese in die Zettelbox. Zur Finissage wird man die Antworten auswerten und präsentieren.

opening TRANSFORMATIONSPROZESSE

Liebe Kunstfreunde,

am Samstag, den 02. April wurde die Ausstellung TRANSFORMATIONSPROZESSE: Aspekte des Fortschritts im Spiegel der Kunst im KUNSTBEZIRK eröffnet.

Wir haben uns über die zahlreichen begeisterten Besucher, die trotz des tollen Wetters in den KUNSTBEZIRK gekommen sind, sehr gefreut.

Nach einer Einführung mit Kurator Marcus Kettel die dem Konzept entsprechend in einer transformierter Sphäre (von Frank Fierke) statt fand, begann die musikalische Fortschrittsreise klassisch mit Stefania Kurtykian und Yulia Dragalova und wurde elektronisch im prozesshaften Sampling von zenit&Nadir mit ihrem Projekt "Mad Womes Vision" fortgeführt.

Diese poetisch und kritisch angelegte Ausstellung zum relevanten und anspruchsvollen Thema Fortschritt ist täglich außer Sonntags und Montags von 15 bis 19 Uhr im KUNSTBEZIRK zu erleben.

Es wird weitere Performances geben und jeder Besucher hat die Möglichkeit selbst am Thema zu partizipieren, indem er die Frage "Was ist für Sie Fortschritt?" beantwortet.

Weiteres dazu in Kürze an selber Stelle und Welle.

Zur Langen Nacht am 9. April 2011 sieht das Programm folgendermaßen aus:

19:30 Kuratorenführung mit Marcus Kettel

20:30 "Faustische Führung" mit Marcus Kettel und Hartmut Haker via Skype

22:00 "Faustische Führung" mit Marcus Kettel und Hartmut Haker via Skype

23:30 Kuratorenführung mit Marcus Kettel

Näheres auch dazu in Kürze.

Wir freuen uns auf Ihr Kommen!

Marcus Kettel

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