fort-schreitende musen bei der LANGEN NACHT DER MUSEEN

Liebe Kunstfreunde,

nach einer Woche besuchten die Ausstellung bereits ca. 500 Besucher.

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Zur Langen Nacht der Museen strömten etliche in den KUNSTBEZIRK und das Begleitprogramm mit Hartmut Haker als alternder Faust via Skype und der schauspielerische Führung durch die Ausstellung mit Marcus Kettel, der sich von einem fragenden jungen Faust zu einem rätselnden Mephisto auf der Suche nach der langen Nacht der Musen verwandelte, wurde sehr gut angenommen.

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Folgende experimentelle Performance führten Marcus Kettel als Faust und fragender Mephisto und Hartmut Haker als gealterter Forscher-Faust via skype auf:

Faust (Marcus Kettel) steht am Eingang.

Faust (Marcus Kettel):
Des Lebens Pulse schlagen frisch lebendig,
Ich denke, die Tat ist alles, und nichts der Ruhm,
deshalb schreite ich fort und fort und fort...
Und frage mich, was eigentlich Fortschritt ist.
Ich weiß es nicht und muss es akzeptieren...
So ist es also, wenn ein sehnend Hoffen
Dem höchsten Wunsch sich traulich zugerungen
Erfüllungspforten findet flügeloffen,
Nun aber bricht aus jenen ewigen Gründen
Ein Flammen-Übermaß, wir stehn betroffen;

Faust (Marcus Kettel) geht zum "Burj Dubai" von Min-seob Ji.

Faust (Marcus Kettel):
Des Lebens Fackel wollten wir entzünden,
Ein Feuermeer umschlingt uns, welch ein Feuer!
Ist`s Lieb? Ist`s Hass? Die glühend uns umwinden,
Mit Schmerz und Freuden wechselnd ungeheuer,
So dass wir wieder nach der Erde blicken,
Zu bergen uns in jugendichstem Schleier.

Faust (Marcus Kettel) beginnt die Kunstvermittlung und geht zur Berglandschaft „we lost“ von Tae-kjun Kim und zum Monitor.

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Faust (Marcus Kettel):
Hinaufgeschaut! - Der Berge Gipfelriesen
Verkünden schon die feierlichste Stunde,
Sie dürfen früh des ewigen Lichts genießen
Das später sich zu uns hernieder wendet.
Jetzt zu der Alpe grüngesenkten Wiesen
Wird neuer Glanz und Deutlichkeit gespendet,
Und stufenweis herab ist es gelungen; -
Sie tritt hervor! - und, leider schon geblendet,
Kehr ich mich weg, vom Augenschmerz durchdrungen.

Faust (Marcus Kettel) geht zum Kabinett in der Mitte der Ausstellungsfläche (Zenit und Nadir).

Faust (Marcus Kettel):
Gehen Sie nach der Führung doch in das schwarze Mephisto-Kabinett der Medien von Zenit und Nadir und finden Sie heraus was Trug und Realität ist und berichten Sie mir, ob Sie die Wahrheit im Kabinett gefunden haben.

Faust (Marcus Kettel) steht vor der über dem Boden schwebenden Wolke.

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Faust (Marcus Kettel):
Sagt uns die Wolke die Wahrheit. Ist es der Bahnhof? Oder die Atomwolke?

Faust (Marcus Kettel) zeigt auf Alfons Kollers Bild.

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Faust (Marcus Kettel):
Zeigen uns die Farben die Atomgefahr, oder ist es die Transformation unserer Welt in digitale Codes?

Faust (Marcus Kettel) zeigt auf die digitale Helena von Alfons Koller.

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Faust (Marcus Kettel):
Da sehe ich den farbigen Abglanz des Lebens aus digitalen Chips gestaltet.
Erotische Seiten werden im Internet am meisten aufgerufen.
Das was die Menschen in der Realität vermissen, suchen sie hier.

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Hab' ich noch Augen? Zeigt sich tief im Sinn
Der Schönheit Quelle reichlichstens ergossen?
Mein Schreckensgang bringt seligsten Gewinn.
Wie war die Welt mir nichtig, unerschlossen!
Was ist sie nun seit meiner Priesterschaft?
Erst wünschenswert, gegründet, dauerhaft!
Verschwinde mir des Lebens Atemkraft,
Wenn ich mich je von dir zurückgewöhne! –
Die Wohlgestalt, die mich voreinst entzückte,
In Zauberspiegelung beglückte,
War nur ein Schaumbild solcher Schöne! –
Du bist's, der ich die Regung aller Kraft,
Den Inbegriff der Leidenschaft,
Dir Neigung, Lieb', Anbetung, Wahnsinn zolle.

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Wahnsinn!
Wo ist sie zu finden?
Die absolute Schönheit!
In der globalen Welt?
Ich glaube nicht!
Checken Sie sich ein, in die globale Welt.

Faust (Marcus Kettel) setzt die Kunstvermittlung fort und geht in den Raum mit der G10-Installation von Tae-kjun Kim.

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Faust (Marcus Kettel):
Ich bin nur durch die Welt gerannt.
Ein jed` Gelüst ergriff ich bei den Haaren,
Was nicht genügte ließ ich fahren,
Was mir entwischte ließ ich ziehn.
Ich habe nur begehrt und nur vollbracht,
Und abermals gewünscht, und so mit Macht
Mein Leben durchgestürmt, erst groß und mächtig,
Nun aber geht es weise, geht bedächtig,

Faust (Marcus Kettel) steht vor dem bubble von Frank Fierke.

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Faust (Marcus Kettel):
Wenn sich lau die Lüfte füllen
Um den grünumschränkten Plan,
Süße Düfte, Nebelhüllen
Senkt die Dämmerung heran,
Lispelt leise süßen Frieden,
Wiegt das Herz in Kindesruh,
Und den Augen dieses Müden
Schließt des Tages Pforte zu.
Wunsch um Wünsche zu erlangen,
Schaue nach dem Glanze dort!
Leise bist du nur umfangen,
Schlaf ist Schale, wirf sie fort!
Säume nicht, dich zu erdreisten,
Wenn die Menge zaudernd schweift!
Alles kann der Edle leisten,
Der versteht und rasch ergreift.

Faust (Marcus Kettel) zeigt zum bubble.

Faust (Marcus Kettel):
Sie sehen „Metamorphosis“ von La Fura dels Baus“.
Ich glaube, diese Sphäre hat mich plötzlich zu Mephisto transformiert.

Faust (Marcus Kettel) hängt das Jackett unter den Laptop und es kommt ein schwarzes T-Shirt mit einem roten Mephisto zum Vorschein.

Mephisto (Marcus Kettel):
Ich glaube, ich muss nach dem wahren Faust suchen.
Vielleicht finde ich ihn in der digitalen Welt!

Mephisto (Marcus Kettel) ist unruhig und geht an den Laptop und klappt ihn hoch. Skype ist eingeschaltet und Forscher-Faust (Hartmut Haker) mit Anzug, Krawatte, Hut, Sonnenbrille und Bart ist zu sehen.

Mephisto (Marcus Kettel):
Bist Du der Faust, der alles weiß? Was ist Fortschritt?
Faust! Wo steckst Du?

Forscher-Faust (Hartmut Haker):
Ich sitze hier im Max-Planck-Institut. Wie kann ich Dir helfen, Mephisto?

Mephisto (Marcus Kettel):
Faust, du wirst es wissen! Du kennst des Pudels Kern!

Forscher-Faust (Hartmut Haker):
Habe nun, ach! Philosophie,
Juristerei und Medizin,
Und leider auch Theologie!
Durchaus studiert, mit heißem Bemühn.
Da steh ich nun, ich armer Tor!
Und bin so klug als wie zuvor;
Und sehe, dass wir nichts wissen können!

Mephisto (Marcus Kettel):
Ich dachte, du weißt es. Liegst du auf dem Faulbett, Faust?

Forscher-Faust (Hartmut Haker):
Nein, Mephisto!
Werd ich beruhigt je mich auf ein Faulbett legen;
So sei es gleich um mich getan!
Die Wette biet ich!

Mephisto (Marcus Kettel):
Topp!

Forscher-Faust (Hartmut Haker):
Und Schlag auf Schlag!
Werd' ich zum Augenblicke sagen:
Verweile doch! du bist so schön!
Dann magst du mich in Fesseln schlagen,
dann will ich gern zugrunde gehn!

Mephisto (Marcus Kettel):
Bedenk es wohl, wir werden`s nicht vergessen.
Was ist Fortschritt, Faust?

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Forscher-Faust (Hartmut Haker):
Fortschritt wird als eine Änderung eines Zustandes definiert.
Der Begriff unterscheidet zwischen dem technischen, wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Fortschritt.

Mephisto (Marcus Kettel):
Was ist technischer Fortschritt?

Forscher-Faust (Hartmut Haker):
Unter technischem Fortschritt versteht man die Gesamtheit aller technischen Innovationen einer Kultur.

Mephisto (Marcus Kettel):
Faust, und was ist wissenschaftlicher Fortschritt?

Forscher-Faust (Hartmut Haker):
Wissenschaftlicher Fortschritt ist die Umsetzung der durch Naturwissenschaft gewonnenen Erkenntnis in technische Verfahren und Produkte.

Mephisto (Marcus Kettel):
Wir kommen der Sache näher, Faust!
Sag uns, und was ist eigentlich der gesellschaftliche Fortschritt?

Forscher-Faust (Hartmut Haker):
Gesellschaftlicher Fortschritt ist, dass mehr Menschen ein Leben in Würde, Freiheit und ohne Existenznot in einer intakten Umwelt führen können.

Mephisto (Marcus Kettel):
Für mich ist jeder Fortschritt ambivalent.

Forscher-Faust (Hartmut Haker):
Für mich auch!
Der Fortschritt, der unser Leben scheinbar verbessert, erzeugt immer neue apokalyptische Bedrohungen.
Fortschritt müsste heißen, ein Gleichgewicht zwischen Bewahren und Verändern zu finden.
Dann haben wir des Pudels Kern gefunden, Mephisto!

Mephisto (Marcus Kettel) klappt den Laptop wieder zu.

Mephisto (Marcus Kettel):
Ich glaube, der Faust hat Recht.
Ich muss mich in seine Richtung bewegen.

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Mephisto (Marcus Kettel) zieht das Jackett an (er transformiert wieder zu Faust).

Faust (Marcus Kettel):
Ich muss mich auf den faustischen Teil besinnen.
Wo ist der Pudel?
Verschwunden?
Ich sah ihn doch vorhin hier.

Faust (Marcus Kettel) geht in Richtung Tresen an den "x-rays" von Ea Bertrams vorbei.

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Faust (Marcus Kettel):
Ein Sumpf zieht am Gebirge hin,
Verpestet alles schon Errungene;
Den faulen Pfuhl auch abzuziehn,
Das letzte wär’ das Höchsterrungene.
Eröffn’ ich Räume vielen Millionen,
Nicht sicher zwar, doch tätig-frei zu wohnen;
Grün das Gefilde, fruchtbar; Mensch und Herde
Sogleich behaglich auf der neusten Erde,
Gleich angesiedelt an des Hügels Kraft,
Den aufgewälzt kühn-emsige Völkerschaft;
Im Innern hier ein paradiesisch Land –
Da rase draußen Flut bis auf zum Rand,
Und wie sie nascht, gewaltsam einzuschießen,
Gemeindrang eilt, die Lücke zu verschließen.
Ja! Diesem Sinne bin ich ganz ergeben,
Das ist der Weisheit letzter Schluss:
Nur der verdient sich Freiheit wie das Leben,
Der täglich sie erobern muss.
Und so verbringt, umrungen von Gefahr,
Hier Kindheit, Mann und Greis sein tüchtig Jahr.
Solch ein Gewimmel möcht’ ich sehn,
Auf freiem Grund mit freiem Volke stehn.

Zum Augenblicke dürft’ ich sagen:
Verweile doch, du bist so schön!
Es kann die Spur von meinen Erdetagen
Nicht in Äonen untergehn. –
Im Vorgefühl von solchem hohen Glück
Genieß’ ich jetzt den höchsten Augenblick.

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Man bekam zu hören, dass das Programm für einige bei der Langen Nacht nicht mehr "zu toppen" war.

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Die Ausstellung ist Dienstag bis Samstag von 15 bis 19 Uhr geöffnet.

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Am Samstag, den 16. April folgt um 18 Uhr der nächste Programmpunkt:

Hartmut Haker erläutert den Übersprung von geordneten Zuständen zu chaotischen indem er auf das Ljapunov Diagramm näher eingeht, das wir als Motiv für die Einladungskarte und das Plakat verwendeten.

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Wir freuen uns auf Sie und Ihre fortschrittliche Meinung!

Marcus Kettel

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